Ich liebe die Gewaltfreie Kommunikation (GFK), und ein Kommunikationsmuster fällt mir zwischen Menschen immer wieder auf. Es ist nur ein kleines Wort, doch dieses hat oft enorme Wirkung. Dieses kleine Wort schickt Menschen meistens in die Vergangenheit und in Richtung Rechtfertigung. Diese Art von Fragen drängt uns eher in die Ecke, anstatt wirklich nützliche Informationen von Menschen zu erhalten. Es geht um das „WARUM“ und die Fragen, die wir damit kreieren.
- Warum bist du so?
- Warum hast du das schon wieder getan?
- Warum hast du das nicht eher gesagt?
- Warum ist die Arbeit noch nicht fertig?
- Warum liegt hier alles rum?
Wie wird wahrscheinlich die Antwort auf diese Fragen beginnen? Ich tippe mal zu 90 % bekommt ihr eine Begründung, die mit WEIL beginnt. Die Denkrichtung geht in die Vergangenheit. Die Art von Antworten sind meist Erklärungsversuche. Aber nützlich, gewinnbringend oder ein guter Dialog entsteht daraus eher weniger. Warum auch? Die Frage ist gewalttätig und erzeugt eher Druck statt Klarheit.
Mein Tipp: Ersetzt das WARUM durch WOZU. Ein Wozu ist quasi genau das Gegenteil. Es schickt den Kommunikationspartner auf die Suche nach einem Sinn und in die Zukunft. Und manchmal macht dann die Frage auch gar keinen Sinn mehr. Zum Beispiel: „Wozu liegt das rum?“ -> Dumme Frage, brauche ich gar nicht zu stellen, denn vermutlich gibt es keinen Sinn dafür. Wenn wir versuchen, die Fragen mit einem WOZU zu stellen, dann wird uns oft einfallen, wie doof die Frage doch eigentlich ist. Versucht es einfach mal, ihr werdet den Effekt bei euch und beim anderen ziemlich schnell bemerken. Denn die meisten Menschen sind es nicht gewohnt, eine WOZU-Frage gestellt zu bekommen. Und das macht etwas mit uns, Ihr steigert die Wahrscheinlichkeit auf ein gutes Gespräch enorm.
Ausnahmen
Ich höre schon die Kritiker: „Das stimmt doch nicht immer!“ Recht habt ihr. Es gibt zwei kleine Ausnahmen.
- Wenn es um Maschinen, einfache Abläufe oder Physik geht. In diesem Fall ist eine Warum-Frage total schlau. Warum fällt der Apfel runter? Weil ihn die Schwerkraft nach unten zieht. In diesem Fall geht es immer um Kausalitäten. Wenn-dann-Konstellationen, die logisch aufeinander aufbauen. Dann macht die Frage wirklich Sinn, und sie erklärt die Welt.
- Wenn ihr die Motivation, die innersten Beweggründe von Menschen erfahren möchtet.
Ein Beispiel: Warum machst du Sport?Antwort: „Um fit zu bleiben.“
Warum möchtest du fit bleiben?
Antwort: „Um gesund zu bleiben und Krankheiten vorzubeugen.“
Warum ist es dir wichtig, gesund zu bleiben und Krankheiten vorzubeugen?
Antwort: „Weil ich ein erfülltes und aktives Leben führen möchte und nicht durch gesundheitliche Probleme eingeschränkt werden will.“
Warum ist es dir wichtig, ein erfülltes und aktives Leben zu führen?
Antwort: „Weil ich meine Zeit genießen und mich in meinem Körper wohl fühlen möchte.“
Warum möchtest du dich in deinem Körper wohl fühlen und deine Zeit genießen?
Antwort: „Weil ich das Leben in vollen Zügen auskosten und glücklich sein möchte.“
Auf diese Weise fördert jede „Warum“-Frage ein tieferes Verständnis der Beweggründe für das Sporttreiben und kann helfen, die eigentlichen Motivationen und Ziele hinter dieser Aktivität zu identifizieren.
Diese aufeinanderfolgenden WARUM-Fragen werden auch oft als „5 Why’s“ bezeichnet. Dies ist ein Format, um Menschen genau bei dieser Klärung zu unterstützen. Der große Unterschied ist, dass man sich und anderen damit in ein gutes Erleben und zu Erkenntnissen fokussiert. Und das ist genau das Gegenteil von einer falsch angewendeten WARUM-Frage, die oft nur simple, dumm oder gewalttätig ist.
Probiert es mal, ihr werdet den positven Unterschied sofort bemerken.
Liebe Grüße,
Sven