Vor dem ABER steht die Lüge

Sprache verrät, wie wir denken, und so wie wir sprechen, so denken und handeln wir wiederum.  

Eine Beobachtung, die ich sehr oft mache, ist, dass Menschen gerne etwas ändern möchten, aber es schlussendlich nicht viel passiert. Oder dass Menschen so tun, als würden sie zuhören und dann antworten: „Gute Idee, aber das hat schon jemand versucht“.

Ich finde diese Art der Kommunikation sehr tückisch, sowohl uns selbst als auch anderen gegenüber. Eine richtig schlechte Angewohnheit. Wir konstruieren viel zu viele Aber-Sätze.

Warum? Weil ein ABER das Vorangegangene abschwächt, überflüssig macht oder sogar negiert.

Beispiele:
👉 „Die Zahlen sehen auf den ersten Blick gut aus, aber im Detail ist mir aufgefallen.“
👉„Die Präsentation war super, aber insgesamt hat sie mich nicht überzeugt.“
👉„Ihre Sicht der Dinge ist interessant, aber …“ „Schatz, ich habe dich lieb, aber …”

Was passiert hier? Alles vor dem ABER wird heruntergespielt, und die vorherige Aussage wird als nicht vollständig wahr oder verlässlich betrachtet. Es trennt die zwei Aspekte in einem Satz. Psychologisch gesehen erzeugt dies eher Abneigung und Widerstand, anstatt einen guten Dialog zu ermöglichen.

Ich achte daher sehr darauf, diese sprachliche Feinheit zu vermeiden, und versuche, keine Aber-Sätze zu verwenden, denn meistens bringen sie sowieso nicht viel.

Was mir dabei enorm hilft, ist das ABER einfach durch ein UND zu ersetzen. Dadurch entsteht eher eine Verbindung.

„Die Präsentation war super UND insgesamt hat sie mich nicht überzeugt.“

Und genau hier merkt man: So ergibt das keinen Sinn, so möchte ich das nicht sagen oder schreiben. Wer seinen Satz dann nach dem Und etwas anpasst, wird feststellen, wie viel mehr Wertschätzung dadurch entsteht. Bei mir würde der Satz dann eher lauten: „Die Präsentation war super und ich wäre noch überzeugter, wenn ich mehr Beispiele hätte.“

Spürt ihr den Unterschied?

Noch krasser wirkt dieses ABER in der Kommunikation mit sich selbst. Wer zu sich selbst sagt: „Das würde ich gerne lernen, aber …“, der schränkt seine Selbstwirksamkeit ein und kann die nutzlose Kommunikation mit sich selbst auch gleich lassen. Das bringt ohnehin nichts außer Druck.

🎁 Als Bonus habe ich euch noch ein kleines Kommunikationsspiel, das ich gerne in Workshops integriere, um später einen besseren Dialog zu ermöglichen. Ich beginne mit einem völlig fiktiven Beispiel wie „Ein Staubsauger, der auch die Decke saugen kann“. Der nächste Teilnehmer hat die Aufgabe, diesen Satz mit einem UND weiterzuführen und ein neues Feature für dieses Gerät zu entwickeln. So wird aus der ersten Idee immer nur mehr dazu erfunden, und es zeigt deutlich, wie mächtig das Wort UND sein kann.

Probiert es mal, ihr werdet den positven Unterschied sofort bemerken.

Liebe Grüße, 

Sven

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